Der nächste Schritt kann eklig werden, vor allem, wenn man das noch nie versucht hat und generell eine gewisse Aversion gegen verbrannte Finger hat.
Rund um das, was vom Sax übrig ist, liegt ein Haufen Klappen voller schrecklich vergammelter alter Polster. Da hilft alles nichts – die müssen jetzt raus. Also einen ordentlichen Schuss Brennspiritus in die kleine „Lötlampe“, Feuer gelegt und ran an den Feind.
Kaum zu glauben – es gibt keine unerwarteten Komplikationen. Im Gegentum. Die teilweise angelaufenen und vergrünspanten Klappen sehen sogar etwas blanker aus, nachdem die Flamme der Lampe erst mal kräftig eingewirkt hat. Der verwendete Kleber ist allerdings auch schauerlich. Ist er nicht heiss genug, zieht er mehr Fäden als ein Käsefondue; ist er zu heiss, riecht es lecker… *urks* Die Ausdünstungen der Gammelpolster tun ihr übriges…
Volume „Empty“ is full…
Na denen haben wir’s aber gezeigt. Alle Klappen sind geleert, die wenigen Reste des üblen Klebers sind erstaunlich empfänglich für Abschabeversuche in erkaltetem Zustand. Also bruzzeln wir nicht weiter, sondern lassen die Klappen wieder abkühlen. Glück gehabt: Die Perlmutt-Einlagen (die aufgrund der z.T. unebenen Kanten wohl auch nicht mehr die Originalen sind) scheinen echt zu sein und haben sich von der Hitze der Spirituslampe nichts angenommen. Augenscheinlich sind sie auch mit irgendeinem recht Hitzeresistenten Teufelszeug eingeklebt. Da sie noch leben, gibt’s keinen Anlass, das weiter zu hinterfragen – sie bleiben unbehelligt wo sie sind.
Kaum zu glauben – soviele verschiedene Polstersorten in nur einem Sax
Der versammelte Polsterschrott treibt einem die Tränen in die Augen. Was ich da rausgeholt habe, stammt augenscheinlich aus mindestens drei Jahrzehnten und wurde da, wo es nicht nach Erstausrüsterqualität aussieht, offenbar eher schlecht als recht eingepasst. Die Maße für die neuen Polster nehme ich dann wohl doch lieber direkt an den Klappen…
Irgendwie ist es gut, dass es so schnell vorbei ist. Jetzt wird auch klar, warum ich noch Testtöne aus der Kanne herausbekam: Die vermutlichen Originalpolster waren so tief eingedrückt, dass sie die Tonlöcher nicht mehr abgedeckt sondern regelrecht umschlossen haben. Zum Zweck der besseren Maßbestimmung für die Ersatzpolster hebe ich das Ekelzeugs trotzdem mal noch ein paar Tage auf. Der Mülleimer freut sich schon.
Sub-Etha-Putzomatic
Zum Abschluss des Bastelabends kommt jetzt noch ein Probelauf mit dem Sub-Etha-Putzomatic (a.k.a. Discounter-Dremel). Die Billig-Polierfilze fusseln zwar wie Tier, leisten aber in Verbindung mit der Metallpolitur gute Arbeit. Das, was die Bezeichnung Lack noch verdient, weiss sogar noch, wie man glänzen schreibt – wenn’s nicht so traurig wäre, dass das Sax überhaupt diesen bedauernswerten Zustand erreicht hat, wär’s erfreulich.
Sorge macht mir noch das lockere Böckchen. Tests mit dem Brateisen zeigen, dass zum Anlöten solcher Teile doch etwas mehr gehört. Zum Glück muss ich eh mal wieder Maik besuchen… passend kommt eine Mail von ihm; wir bruzzeln das in seiner Werkstatt zurecht und ich kann direkt passende Federn, Kork, Kleber und Polster einkaufen. Bis dahin gibt’s noch mindestens einen weiteren Polierabend für den Korpus plus einen weiteren für die Klappen. Aber erst wenn das erste neue Polster klebt, glaube ich wirklich daran, dass das Instrument wieder erstehen wird…
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