Lange hat’s gedauert – ich bin ja nun schon eine ganze Weile Teammitglied bei Saxwelt, und der nun schon seit drei Jahren alljährlich von Smatjes organisierte Workshop ist bereits annähernd legendär. Und dieses Jahr war es endlich soweit: Nach intensivem Termingeschubse konnte ich auch teilnehmen.
Kurz und bündig: Es hat sich mehr als gelohnt!
Der diesjährige Saxwelt-Workshop fand auf der Jugendburg Ludwigstein in Witzenhausen (Nähe Göttingen) statt. Die in eine historische Burg integrierte Jugendherberge mit ihrem riesigen Platzangebot und den gegeneinander schön abgeschirmten Räumen gab für alle Workshop-Teile eine ebenso angenehme wie stilvolle Kulisse her.
Ich will hier nicht sämtliche Inhalte des WS im Detail beschreiben, denn dazu – und für das nötige Bildmaterial – ist Saxwelt der geeignete Ort. Aber einige Dinge haben eben doch ihren bleibenden Eindruck hinterlassen.
Zu allererst ist hier natürlich Hans-Werner „Steamersound“ Peters zu nennen, der mir einen ganz besonderen Leckerbissen mitgebracht hatte: Den allerersten Prototypen eines Sopran-Steamers!!! Das Ding war noch nicht mal auf der Poliermaschine – ich musste es ihn aus seinen gerade den letzten Schliff anlegenden Händen reißen. Dann ab damit auf mein inzwischen sehr liebgewordenes Prestini „Classic Pro“ Sopran, und… BOAH EY! Was ein Sound. Offen, warm, klar wo er klar sein soll, rund wo er rund sein muss – einfach ein Traum, und das auf einem „Schuss ins Blaue“, denn Hans hatte nicht ständig ein Sopran zum Testen im Zugriff.
Anfangs gab’s noch ein kleines Problem mit der passenden Blattschraube – immerhin basiert das Sopran-Steamer in der aktuellen Form nicht auf einem Sopran-Mundstück, denn Brilhart baut keine solchen. HWP hat sich eines Brilhart-Klarinettenmundstücks bedient und dieses aufwändig umgeschliffen und zum Steamer verbaut. Eine absolute Meisterleistung! Die Blattschraube haben wir dann kurzerhand durch ein „Kettenhemd“ (Olegature von Rico) ersetzt. 2,5er Rigotti Regal Queens drauf, und „lass gehen, Kapelle!“
Fein war, das der Workshop u.a. durch Yamaha, Jupiter und Keilwerth unterstützt wurde – so war ich beim Testen nicht auf mein Prestini beschränkt, sondern konnte insb. je ein sehr schönes Jupiter Artist Series und Yamaha EX Sopran testen. Beides traumhaft schöne Instrumente, die jedes ihren eigenen Charakter entfalten, was mich als bekennendem Yamaha-Skeptiker besonders angenehm überrascht hat, sind die Yamahas doch für absolut perfekte Technik und exakte Intonation bekannt, aber oft wegen der fehlenden „Seele“ kritisiert.
Zur Ehrenrettung von Yamaha sei gesagt, dass die Kritik sich in aller Regel auf die weit verbreiteten Serien für Schüler und Intermediate bezieht – da ist allerdings genau die Exaktheit wichtig, damit der Fehler beim Lernenden und nicht beim Lernwerkzeug liegt. Die Custom-Modelle haben eine völlig andere Philosophie… …und das merkt man beim Anspielen sofort.
Was m.E. nicht nötig gewesen wäre, war die Auslage der Listenpreise – die sind ohnehin völlig unrealistisch, ziehen einem aber auch wirklich die Schuhe aus. Gemessen am Listenpreis und der „gefühlten“ Performance brauchten sich die Jupiter Instrumente jedenfalls im Vergleich nicht zu verstecken – sie hatten ihre eigenen Qualitäten, und die Artist Serie heißt nicht umsonst so. Diese Instrumente sind geeignet, den letzten Vorbehalt vor Taiwan-Instrumenten zu verlieren.
Schön auch, was Keilwerth mitbrachte, wenn auch leider nur zum letzten vollen WS-Tag. So konnte ich mein SX90R Tenor (ab sofort Codename „Dampframme“) mal gegen das Shadow spielen, und bin nochmal mehr überzeugt, dass ich das für mich richtige Horn zuhause habe. Ein nettes Alto war noch dabei, das so neu war dass es noch keine Preise dafür gab – spielte sich genial, ernüchternd war aber die Info, dass von diesem Horn das allermeiste in China gebaut wird – völlig Un-Keilwerth, wenn man mich fragen wollte…
Was mir fehlte, war ein schönes Keili-Sopran. Das hätte bestimmt mit dem Steamer-Prototyp Laune gemacht. Aber so ist das Leben. Ebenfalls fast schon sträflich: Im Gespräch kam die Info raus, dass es ein SX90R in unlackiert gibt!!! Das hätte ich natürlich liebend gern mal verglichen. Dürfte extrem vintage klingen… wer weiß, vielleicht ist es besser, wenn ich das Horn nie anteste, sonst komm ich am Ende noch ins Grübeln…
Eine tolle Arbeit lieferte auch wieder unser aller ToKo, der fast durchgehend zusammen mit seinem „Apprentice“ Johannes kleine und große Macken an den vorgelegten Hörnern identifizierte und behob, oder Tipps und Tricks zur Selbsthilfe und Fehlervermeidung gab. Seit einem kleinen Eingriff an der Gis-Klappe spielt mein Selmer Padless jetzt auch von oben bis unten durch… …ach, da hatte ich noch nicht detailliert drüber geschrieben? Kommt noch, hehe…
Unschlagbar waren die Jam-Session am Freitag abend und das Abschlusskonzert. Solche Momente dürften nie zu Ende gehen, und sie fanden zum Glück auch erst sehr spät ihre jeweiligen solchen. Es bleibt zu hoffen, dass die erzeugten Mitschnitte in Kürze ihren Weg auf Saxwelt finden – zum Glück mussten ja alle unterschreiben (wenn auch virtuell), dass sie mit der Veröffentlichung von Bild- und Tonmaterial einverstanden sind. Ich fiebere jedenfalls schon vor dem Schlusskonzertfilm…
Schreibe einen Kommentar