Jetzt wird’s interessant. So ein Saxophon ist eine komplexe Maschine, und besteht aus einer schieren Unmenge von Einzelteilen.
Als erstes nehme ich mir also den S-Bogen vor – der hat eine überschaubare Detailtiefe und ist verhältnismäßig schnell und auch von weniger geübter Hand in einen benutzbaren Zustand zu versetzen. Die Grundreinigung erledigen Polierpaste („Autosol“), Spülmittel, eine alte Zahnbürste und zwei Flaschenbürsten (die so heissen, weil man sonst Babyflaschen damit sauber macht). Zunächst wird die Tropfsteinhöhle aus dem Inneren des Bogens entfernt. Was auch immer der selige Vorbesitzer dieses Instrumentes zu rauchen pflegte, es liesse sich aus diesen Relikten wahrscheinlich rekonstruieren. Schwamm drüber (naja, okay, „Bürste“).
Der „unrenovierte“ S-Bogen
Nach Schrubben, wienern und Polieren geht es mit dem Bogen zu Maik (Woodwind24). Wir kleben bei einer Tasse Kaffee ein neues Polster ein. Gut – der Kork ist nicht mehr der Brüller, aber er hält noch, das Mundstück wackelt nicht, und ich habe einen S-Bogen, mit dem ich arbeiten kann.
Da auch der Ekelfaktor weg ist, rauf auf das Instrument mit dem Bogen, mein liebes Link N.Y. 8* drauf, und mit den wenigen Klappen, die noch dazu angetan sind, ihre Tonlöcher zu bedecken, mal probiert, was geht. Klingt nicht mal schlecht. Aus diesem Horn ist vielleicht doch noch was zu machen?
Noch etwas Korrosion gefällig?
Na dann, runter mit der Mechanik. Zunächst puhlen wir die Klappenschutzbleche runter – das wird schon dadurch spannend, dass nicht alle Schrauben mehr wirklich schraubbar sind. Aber mit etwas Geduld geht’s noch so gerade. Zwei Schrauben überleben die Aktion dennoch nicht – Ersatz wird sich hoffentlich finden lassen.
Als nächstes sind die Palm-Keys dran – die sind handlich und leicht zu demontieren… denkste! Zwei sind ruckzuck gelöst, die rostigen aber noch stabilen Achsen wieder in ihrem Röhrchen geparkt und liegen stumm neben dem Sax. Die dritte Achse bewegt sich keinen Millimeter. M*st. Nun kommen die Limitierungen der 3,98-EUR-Wühltisch-Schraubendreher zum Tragen. Kraftübertragung ist irgendwie anders…
Der einzige Tisch, der sprechen kann: „Mach mich wieder ganz…“
Also erst mal weitersehen. Fast die gesamte übrige Mechanik ist in nur 20 Minuten abmontiert und fein säuberlich neben dem Instrument aufgereiht. Die Spitzschrauben und Achsen haben zwar Rost, leben aber noch. Zum guten Schluß bleiben noch die beiden großen Becherklappen (H und B bzw. B und Bb – je nachdem ob man’s lieber deutsch oder englisch liest…) – und wie üblich, ganz am Schluß muss ja nochmal was schiefgehen… die Achse macht keinen Mucks.
Reibungsverluste bis dahin: eine notdürftig aber zum Glück ohne Bruch zurechtgedengelte Oktavmechanik, ein Arsenal vergrünspanter Klappen mit angerosteten Achsen und rostigen Spitzschrauben, zwei gehimmelte Halteschrauben von den Klappenkäfigen, ein verbeulter solcher (mit viel Geduld einigermaßen wieder hinbekommen) und von all den eingerosteten Stahlfedern nur eine gebrochen – aber fast alle austauschbedürftig. Das wird lustig.
Der Delinquent vor der Demontage
Morgen geht’s erst mal vernünftige Schraubendreher kaufen (werden wahrscheinlich teurer als das Sax bisher, aber ich hätte ohnehin einen neuen Satz gebraucht), und Ideen für das Lösen der beiden festen Achsen suchen…
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