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Erfahrungen eines "Spätstarters" Wie kommt jemand mit 37 Lenzen auf dem Zähler auf den Trichter, das Spielen eines selbigen erlernen zu wollen? Die Vorgeschichte ist etwas länger: Sie fing eher zufällig an, als ich mit 16 Jahren anfing, meine ersten "eigenen" Schallplatten zu kaufen. Irgendwie reizte mich damals eine Doppel-LP mit Jazzaufnahmen aus den 40ern (Leicht inhomogene Mischung aus Benny Goodman, Count Basie, Duke Ellington und - als Kontrast - Dizzy Gillespie). Ich hatte mich zu der Zeit zwar schon mit Musizieren befaßt, aber wohl eher mit der üblichen "Gitarre für den Hausgebrauch", ein wenig Blockflöte zur Motivation meiner jüngeren Geschwister, es nicht zu früh dranzugeben, und - nachdem wir ein solches geerbt hatten - einige Gehversuche am Klavier. Jedenfalls war angesichts der Aufnahmen von Ellington's "Blue Serge" und Gillespie's "Hot House" klar: "Sowas würdest Du auch gern können!" Bis es dazu - oder zum ersten Schritt dahin - kam, flossen aber noch einige Kubikkilometer Wasser die diversen Nachbargewässer hinunter, gingen runde 10 Jahre ins Land und wurden noch einige hundert DM in Jazzplatten "versenkt". Dann war ein geerbter Sparbrief die nötige Basis zur Anschaffung einer Klarinette. So - nun hatte ich hier so'ne Schwarzwurzel und nicht wirklich viel Durchblick, was man damit anstellt. Das löste sich zum Glück, weil ich im Studium einen musikbegeisterten Freund fand, mit dem ich dann Unterricht an der Iserlohner Musikschule nahm. In diesen Jahren wurde mir dann auch klar, daß es bei der Klarinette nicht bleiben würde, denn "mein Instrument" war das irgendwie trotz allem Spaß noch nicht. Unser Lehrer damals war zufällig auch ein guter Saxophonist (jaja, der "Zufall"...) und wir konnten beim Warten auf "unsere" Stunde so manches mal interessante Übungen verfolgen, die mir die fixe Idee in den Kopf setzten.
Bis zur Umsetzung vergingen dann wieder interessante Jahre - vielleicht auch gut so, denn damals steckte das, was wir heute als "Internet" kennen, noch ziemlich in den Startlöchern, folglich gab's wenig Information über die lokalen Musikgeschäfte und von meinem Hiwi-Gehalt wäre ein Sax nicht mal ansatzweise finanzierbar gewesen. Womöglich wäre ich bei irgendeiner grausigen Gebrauchtkanne vom Flohmarkt gelandet und hätte nie den Anfang gefunden... ...so Mitte 2002 fing ich dann an, mich im Bekanntenkreis und auf - wie könnte es anders - eBay nach einem geeigneten Einsteigerinstrument umzusehen. Das Luxor Tenorsax, mit dem ich dann letztlich im August 2003 den Anfang fand, war denn auch mehr ein Geheimtipp - vor allem wegen seines günstigen Gebrauchtpreises und der vergleichsweise guten Spielbarkeit. Das Schnäppchen sollte aber Folgen haben... ...und zwar schon drei kurze Monate später. Dank einer hervorragenden Lernmethode (O'Neill's Jazzmethode für Saxophon) und eiserner Disziplin (jeden Tag mindestens eine Stunde an der "Kanne") kam ich schneller als erwartet an die Grenzen meines "Anfängerinstruments". Ein Besuch bei einem renommierten Saxophonhändler in Dortmund - passenderweise verbunden mit dem Kennenlernen eines sehr netten Sax-Späteinsteigers, den ich über das Saxophone.de-Forum gefunden hatte - belehrte mich, daß ich die Wahl hätte, mein Instrument nacharbeiten zu lassen oder über einen Neukauf nachzudenken. Da meine Sax-Leidenschaft schon zu groß war, um das Instrument für einen Do-it-yourself-Reparaturversuch über längere Zeit außer Gefecht zu setzen, zog ich die Idee mit dem Neukauf vor - und wie es kommen mußte, entschied ich mich bei den zur Wahl stehenden Instrumenten für das mit dem aus meiner Sicht angenehmsten Klang und Handling - und dem gerade noch schmerzgrenzen-kompatiblen Preisschild. Die Folge war, daß ein Aufheben des Luxor als "Zweit-Sax" nicht mehr realistisch war - der Schaden auf dem Konto musste begrenzt werden, und er wurde. Natürlich ist es ein Irrglaube, mit dem Kauf eines Instruments und ein wenig Fleiß sei es getan. Schon nach dem "Schnäppchenkauf" war schnell der Preis des Instruments nochmal in Zubehör investiert, und mit dem zunehmenden Spaß am musizieren musste auch das nötige Notenmaterial her. Was ich im einzelnen so angeschafft habe, ist sehr gut auf meiner Literaturlinks-Seite nachzulesen. Bei der Auswahl gehe ich üblicherweise danach, welche Stücke ich kenne und vom Stil her mag - und mir mit Saxophon-Sound gut vorstellen kann. Den Rest besorgen Kritiken anderer Saxophonspieler, Rezensionen z.B. auf amazon.de und im Zweifel das Probehören der Begleit-CDs - ein weiterer Vorteil des späten Starts, denn so schöne Lernmethoden für notorische Autodidakten wie mich gab es früher schlicht auch nicht. Derzeit bewegen mich neben dem täglichen Lerneifer vor allem die schon fast klischeehaften Fragen der Mundstück- und Blattwahl. Meine derzeit verfügbaren Mundstücke sind sicherlich eine bunte Mischung ohne klare Tendenz in eine Richtung. Fortsetzung folgt... |
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