Vorheriger Abschnitt     Inhaltsübersicht     Nächster Abschnitt

Allgemeines über das Saxophon

 

Bevor es in medias res geht, müsste ich eigentlich einen historischen Abriß über die Geschichte des Saxophons liefern. Glücklicherweise ist das schon x-mal gemacht worden, und ich kann Euch einige kompetente Quellen mit Hintergründen darüber nennen:

Saxwelt.de - die ganze Welt der Saxophone

Saxophon-Eintrag in der Wikipedia

Wichtig zu wissen ist vor allem, dass Adolphe Sax das Saxophon entwickelt hat und im Jahre 1846 patentiert bekam, und dass die grundsätzliche Form und Funktionsweise bis heute unverändert ist. Abgesehen von einigen sinnvollen technischen Weiterentwicklungen und dem Fluch bzw. Segen der exakten maschinellen Fertigung haben sich die "modernen" Saxophone in den vergangenen 80 Jahren nicht mehr dramatisch verändert. Das heisst aber auch - und dazu komme ich später noch - dass ein gutes "altes" Saxophon mitunter eine interessante Alternative zum Neukauf sein kann.

Ein Saxophon besteht im wesentlichen aus einem dicken Ende, in das man nicht hineinbläst, einem dünnen Ende, in das man sehr wohl hineinbläst, und ein paar Klappen dazwischen, die sich öffnen und schließen lassen, um damit die Höhe des gespielten Tons zu verändern. Auf das erwähnte dünne Ende wird noch ein Mundstück aufgesteckt, auf das wiederum ein Blatt montiert wird. Dieses Blatt erzeugt den charakteristischen Saxophonklang - und macht nach einiger Zeit die Lippe taub, was ein entscheidender Vorteil ist wenn man an einem Abend mehrere Auftritte zu absolvieren hat.

 

Um also das Saxophon zu spielen, musst Du nur am Blatt vorbei in das Mundstück blasen und die Klappen betätigen - so, und jetzt fragst Du Dich, was daran eigentlich so kompliziert sein soll...

 

Um Saxophon spielen zu lernen, muss man tatsächlich im wesentlichen zwei Dinge in den Griff bekommen:

- Den Umgang mit dem Blatt

- Den richtigen Fingersatz auf dem Instrument

Keins von beidem ist besonders einfach, und zusammengenommen kann es geradezu eklig kompliziert werden. Das Dumme ist, beides funktioniert nur zusammen, also musst Du wohl irgendwie dadurch.

Um es richtig anzugehen, wirst Du zwangsläufig um ein gutes Lehrbuch und - sinnvollerweise - einen kompetenten Lehrer nicht herumkommen. Bevor es aber soweit ist, ist es nützlich, ein paar Grundlagen zumindest soweit durchschaut zu haben, dass Du die erste Kollision mit dem Instrument im Geschäft sauber über die Bühne bekommst.

Das Teil vom Saxophon, in das Du hineinbläst, heisst ausoffensichtlichen Gründen "Mundstück". Im englischen nennt man es "mouthpiece", und in den geräde für den Anfänger unschätzbar wertvollen Internetforen zum Thema Saxophon wirst Du immer wieder die Abkürzung "MPC" finden - die genau das meint: MouthPieCe. Nenne es "Fachjargon", nenne es "Aküfi", nenne es "Wichtigtuerei" - es hat von allem ein bisschen, und am Ende kommt es nur darauf an, zu wissen, wovon die Rede ist.

Die Dinger gibt's in "Hartgummi" (ein speziell behandelter Kautschuk, i.d.R. schwarz), verschiedenen Metallen, sogar Holz und Glas, und natürlich in billigem Plastik - sofern Du darauf bestehst, das Mundstück zu verwenden, was bei vielen Saxophonen ab Werk mitgeliefert wird. Die Wahl des Mundstückes sollte sich nach Deiner Spielstärke und nach Deiner Wunsch-Musikrichtung richten, wobei die Erfahrung lehrt, dass es bis zur Idealkombination einige Versuche braucht. Am Anfang brauchst Du ein "Anfängerfreundliches" Mundstück und solltest diesem eine Weile treu bleiben. Aber dazu komme ich noch.

Entgegen einiger unsäglicher Werbespots kommt aus einem Saxophonmundstück nur dann ein Ton heraus, wenn es richtig herum gedreht ist (= Öffnung nach unten zeigend!) und ein Blatt mittels einer Blattschraube daran befestigt wurde. Das Blatt macht den Ton, und es gibt Blätter in einer geradezu unglaublichen Vielfalt von Materialien, Stärken und Bearbeitungsdetails. Bezeichnenderweise ist sogar eine Firma auf die Idee gekommen, Blätter mit Geschmack zu produzieren - ich erspare mir Kommentare über die Sinnhaftigkeit.

Damit das Blatt sich nicht selbständig macht, bedarf es der schon angesprochenen Blattschraube, in Fachkreisen gern auch "Ligatur" genannt. Auch hier gibt es wieder ungefähr soviele verschiedene Varianten wie es individuelle Philosophien gibt. Du wirst Dir denken, "es kann doch nicht so viele verschiedene Möglichkeiten geben, ein Stück Holz auf einem Stück Kunststoff zu befestigen" - aber wie hinlänglich bekannt ist, bedarf es nur genügend Schubkraft damit sogar Schweine einwandfrei fliegen, und ganz genauso wird es immer einen kreativen Geist geben, der seine völlig neue und nie dagewesene Version der Blattbefestigung als die alleinseligmachende verkünden wird.

Als nächstes kommen wir zu der Röhre, auf die das Mundstück aufgesteckt wird. Diese nennt man auch den "Bogen" bzw. "S-Bogen" des Saxophons. Der Bogen hat ein dünnes Ende mit Kork drumherum, auf das das Mundstück aufgesteckt wird, und ein dickeres, metallisches Ende, das in eine entsprechende Aufnahme am Instrument eingesteckt wird. Damit der Kork das Mundstück etwas williger aufnimmt, sollte er ab und an geschmiert werden - dafür gibt es Korkfett, und es wird Dich nach allem bisher gesagten nicht mehr überraschen, dass es auch dieses in den verschiedensten Ausführungen gibt.

Saxophone werden im allgemeinen aus Messing gefertigt, und anschließend lackiert. Instrumente, die wie poliertes Messing aussehen oder gar golden strahlen, werden meist als "Goldlack" angeboten. Daneben gibt es versilberte Instrumente, wobei diese Oberfläche dem Instrument einen strahlenderen Klang verleihen soll. Auch gern genommen werden schwarzvernickelte oder schwarzverchromte Instrumente, denen ein dunklerer Ton nachgesagt wird - obwohl dies neben dem Aussehen wahrscheinlich nur den höheren Preis rechtfertigen soll. Als seltenere Ausprägungen gibt es die aus Neusilber gefertigten hochwertigen Saxophone der Topmodellreihe von Keilwerth, die auf Wunsch in abgedrehten Mustern lackierten Saxophone von L.A.Sax (man stelle sich ein Bariton-Saxophon mit Zebra-Muster vor! - Das in den Farben der US-Flagge lackierte Tenorsaxophon, dass die Firma dem früheren US Präsidenten Bill Clinton schenkte, sei hier ebenfalls erwähnt.) und die extrem seltenen Kunststoff-Saxophone der Firma Grafton, die praktisch nicht mehr zu bekommen sind.

(Bild mit freundlicher Genehmigung der William J Clinton Presidential Library & Museum)

Die meisten Saxophone haben die traditionelle J-Form. So mag ich sie persönlich auch am liebsten. Klingt wie ein Saxophon - sieht aus wie ein Saxophon - ist ein Saxophon. Diese Instrumente haben den Vorteil, dass der Ton in relativ günstiger Richtung zum Zuhörer heraustritt, und sie sind verhältnismäßig angenehm zu halten und zu spielen.

 

Viele Baugrößen gibt es aber auch als gerade Saxophone - allen voran sicherlich Sopranino und Sopran, aber auch die "gängigsten" Größen Alt und Tenor. Während Sopranino und Sopran damit ein wenig wie "goldene Klarinetten" aussehen, bleiben bei den grösseren Instrumenten noch "Restbögen", weshalb sie auch als "halbgebogen" oder "semi-curved" bezeichnet werden. Insbesondere beim Tenor wirkt das leicht skurril, da der Spieler damit mehr auf seine Füsse als zum Publikum spielt.

Die Klappen des Saxophons sind im wesentlichen Metallscheiben mit Lederpolstern, die bei Druck auf die Klappe das darunterliegende Tonloch versiegeln sollen. Auf den ersten Blick wirkt die Mechanik eines Saxophons atemberaubend komplex, und es soll schon angehende Saxophonspieler gegeben haben, die beim ersten Blick darauf schreiend aus dem Raum gerannt sind und sich lieber ein paar Stunden Integralrechnung reingezogen haben. Überraschung: Die Grifftechnik des Saxophons ist geradezu verblüffend intuitiv!

Die Griffweise ist sehr ähnlich der bei einer Flöte, Klarinette oder Oboe - zugegeben, das hilft nur dann wirklich viel weiter, wenn Du Dich zuvor schonmal mit einer Flöte, Klarinette oder Oboe auseinandergesetzt hast. Man nennt diese Griffweise auch "Böhm-System", benannt nach dem deutschen Instrumentenbauer und Zeitgenossen Sax', Theobald Böhm. Obwohl auf den ersten Blick abschreckend, ist sie erstaunlich schnell erlernbar, insbesondere wenn Du Dir immer vor Augen hältst, dass Du ca. die Hälfte der Klappen des Saxophons nur sehr selten benötigen wirst.

Vorheriger Abschnitt     Inhaltsübersicht     Nächster Abschnitt

©2005 Gereon Stein - Verwendung auch auszugsweise nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors

Zurück zur Startseite

 

Besucher seit dem 12.11.2003:
Seitenzähler